Manchmal sagen Statistiken auch etwas über künstlerische Beständigkeit: 167 mal war George Jones (1931-2013) seit Anfang der Fünfzigerjahre in den amerikanischen Countrycharts. Vierzehn Singles erreichten die Spitze der Hitparade – von «White Lightning» im Jahre 1959 bis zu «I Always Get Lucky With You» 1983. Mehr als 30 Lieder kamen in die Top Five – beginnend mit «Why Baby Why“, seinem ersten Hit im Jahre 1955. Jones galt in Kollegenkreisen unbestritten als der größte Countryvokalist. Keith Richards nannte ihn ein «Nationalheiligtum». Als solches müsste Jones gefälligst behandelt werden, forderte der Rolling Stone 2008. Der Sänger, dessen Stimmumfang vom Bass zum Falsett variieren konnte, habe «einen einzigartigen Stil, der oft nachgeahmt worden ist – sogar unwissentlich.»
Jones war nicht nur ein brillanter Techniker, sondern er konnte mit seiner Stimme auch in atemberaubender Weise Emotionen transportieren – egal ob es um die Verliebtheit eines Teenagers ging (wie in den frühen Hits), um die Sorge um seine Seele (wie in den Gospels) oder um die Auf und Abs seiner Ehe (wie in den Duetten mit seiner Gattin Tammy Wynette). Als Jones begann, bevorzugte er Honky Tonk, eine traditionelle Form der Countrymusik. Anfang der Siebzigerjahre ließ er sich auf die seichte Seite der Macht locken von Billy Sherill, dem Produzenten Tammy Wynettes. Nach dem Ende der Ehe kehrte er zu seinem frühen Sound zurück. Jones Leidenschaft für Schnaps und später Kokain waren Teil seiner Legende. Bevor er diese Süchte überwand, sagte er so viele Konzerte ab, dass er den Spitznamen «No-Show Jones» verpasst bekam.
Ganz unten war Jones 1977 angekommen, als er wegen eines Mordversuchs an einem Freund, dem Sänger Earl Montgomery, angeklagt wurde. Die Anklage wurde zwar fallen gelassen und Jones nur zu einer Entziehungskur gezwungen, doch er versank immer tiefer im Chaos seines Lebens. Er hatte 1,5 Millionen Dollar Schulden und seine Band, die Jones Boys, löste sich auf. Das künstlerische und finanzielle Glück kam zurück mit dem Nummer-1-Hit «He Stopped Loving Her Today», in dem er seine Beziehung Linda Welborn verarbeitet. Mit diesem Lied wandte er sich vom streichergeprägten, «Countrypolitan» genannten Stil der Siebziger ab und kehrte zu seinen Wurzeln zurück. Nach einer zweiten Entziehungskur und während seiner vierten Ehe mit Nancy Sepulvado kam er auch vom Kokain los. Nur mit dem Trinken hörte er nie auf: 1999 fuhr er seinen Geländewagen alkoholisiert an einen Brückenpfeiler in Nashville. Dabei zog er sich Lungen- und Leberschäden zu. 2002 bekam George Jones die National Medal of Arts, die höchste Auszeichnung, die amerikanische Regierung an Künstler vergibt. Schon 1992 war in die Country Hall of Fame aufgenommen worden.
(Quelle: welt.de)
1968, mittlerweile zum zweiten Mal geschieden, zog Jones nach Nashville. Hier begegnete er der zehn Jahre jüngeren Tammy Wynette, die es gerade bis ganz nach oben geschafft hatte. Anfang 1969 heiraten die beiden. Jones und Wynette waren durch ihre Heirat zu Superstars der Country-Szene avanciert.
Die Ehe kriselte bald. Die beiden starken Persönlichkeiten, die sich nur schwer anpassen und unterordnen konnten, trugen ihre heftigen Streitigkeiten zunehmend in der Öffentlichkeit aus. Hinzu kamen massive Alkoholprobleme bei Jones. In diesem Zusammenhang kam es auch eines Tages zu einem Streit der besonderen Art zwischen den Eheleuten, als Tammy Wynette die Autoschlüssel aller fünf gemeinsamen PKW an sich nahm, um eine Alkoholfahrt zu unterbinden. George Jones rückte jedoch von seinem Vorhaben, in die Stadt zu fahren, nicht ab und erledigte diese Fahrt kurzerhand mit dem Rasenmähertraktor, nicht ohne noch im Rahmen dieses Ausfluges in der Öffentlichkeit seinem Harndrang nachzugeben.
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